O1R31 Risikobewertung und Einstufung von Medizinprodukten
Die Einstufung von wiederverwendbaren Medizinprodukten in Risikogruppen erfolgt unter Berücksichtigung:
- der Herstellerinformation zum Medizinprodukt
- der vorangegangenen und der nachfolgenden Anwendung
- der Konstruktionsmerkmale, der Materialeigenschaften und der Funktionseigenschaften des Medizinproduktes
- der Kriterien der KRINKO/BfArM-Empfehlung „Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten“
- des Flussdiagramms der DGSV zur Einstufung von Medizinprodukten
Aus der Einstufung leiten sich die Maßnahmen der Aufbereitung ab.
Einstufung Definition Besonderheiten Aufbereitung
Unkritische Medizinprodukte Medizinprodukte, die nur mit intakter Haut in Berührung kommen keine Reinigung und Desinfektion
Semikritische Medizinprodukte (A oder B)
Medizinprodukte, die mit Schleimhaut oder krankhaft veränderter Haut in Berührung kommen Semikritisch A:
ohne besondere Anforderungen an die Aufbereitung bevorzugt maschinelle Reinigung (bevorzugt alkalisch) und thermische Desinfektion ggf. Sterilisation (grundsätzlich mit feuchter Hitze)
Semikritisch B:
mit erhöhten Anforderungen an die Aufbereitung, z.B. Medizinprodukte mit Hohlräumen Vorreinigung unmittelbar nach der Anwendung bevorzugt maschinelle Reinigung (bevorzugt alkalisch) und thermische Desinfektion ggf. Sterilisation (grundsätzlich mit feuchter Hitze)
Kritische Medizinprodukte (A, B oder C) Medizinprodukte, die bestimmungsgemäß die Haut oder Schleimhaut durchdringen und dabei in Kontakt mit Blut bzw. an inneren Geweben oder Organen zur Anwendung kommen, einschließlich Wunden Medizinprodukte zur Anwendung von Blut, Blutprodukten oder anderen sterilen Arzneimitteln/sterilen Medizinprodukten
Kritisch A:
ohne besondere Anforderungen an die Aufbereitung bevorzugt maschinelle Reinigung (bevorzugt alkalisch), thermische Desinfektion Sterilisation (grundsätzlich mit feuchter Hitze)
Kritisch B:
mit erhöhten Anforderungen an die Aufbereitung,
z.B. Medizinprodukte mit Hohlräumen Vorreinigung unmittelbar nach der Anwendung grundsätzlich maschinelle Reinigung (bevorzugt alkalisch), thermische Desinfektion im Reinigungs- und Desinfektionsgerät Sterilisation mit feuchter Hitze
Kritisch C:
mit besonders hohen Anforderungen an die Aufbereitung (= kritisch B Medizinprodukte, die nicht dampfsterilisiert werden können Niedertemperatur Sterilisation: nur in Einrichtungen mit extern zertifiziertem Qualitätsmanagementsystem nach DIN EN ISO 13485 in Verbindung mit der KRINKO/BfArM-Empfehlung)
Bei Zweifel an der Einstufung des Medizinproduktes wird jeweils die nächsthöhere Risikostufe gewählt.
Für jedes Medizinprodukt (ggf. für die Produktfamilie) ist in der Liste der Risikobewertung und Einstufung der Medizinprodukte (siehe Anhang) schriftlich festgelegt:
- ob eine Aufbereitung erfolgt
- ggf. wie oft die Aufbereitung erfolgt
- mit welchen Verfahren die Aufbereitung erfolgt
- welche einzelnen kritischen Verfahrensschritte und Besonderheiten zu beachten sind
Die Aufbereitung unkritischer Medizinprodukte erfolgt:
- am Ort der Anwendung
- mittels Wischdesinfektion mit Flächendesinfektionsmittel, welches für das entsprechende Medizinprodukt freigegeben ist
- bei Bedarf nach Einwirkzeit Abspülen mit Trinkwasser
Externe Aufbereitung von semikritischen und kritischen Medizinprodukten
Die Aufbereitung der semikritischen und kritischen Medizinprodukte erfolgt durch einen externen Dienstleister. Diese ist vertraglich geregelt.
Vor Abgabe zur Aufbereitung werden in Absprache mit dem externen Dienstleister die Medizinprodukte:
- nach Anwendung von groben Verschmutzungen befreit
- trocken in geschlossenen Behältern gelagert
- zum externen Dienstleister geschützt transportiert
oder
- Verwendung von Einmalprodukten
In der Praxis erfolgt keine Aufbereitung von semikritischen und kritischen Medizinprodukten. Es werden Einmalprodukte verwendet. Diese werden fachgerecht gelagert und angewendet (siehe Kapitel „Anwendung von keimarmen Medizinprodukten und Sterilgut“).
Hinweis:
Das Aufbereiten von Medizinprodukten ist ausschließlich durch zugelassenes und geschultes Personal zugelassen.
Anlage:
Übersicht Risikobewertung Medizinprodukte (Liste)