O1R4 Personalhygiene in der Praxis
Die Personalhygiene umfasst folgende Bereiche:
- Händehygiene
- Hände waschen
- Hygienische Händedesinfektion
- Chirurgische Händedesinfektion
- Hautpflege und Hautschutz
- Bekleidung (Arbeitskleidung und Schutzausstattung)
- Persönliche Schutzausstattung (PSA)
- Aufbereitung der Wäsche
- Weitere Personalschutzmaßnahmen (Impfprophylaxe und Schutzmaßnahmen)
Händehygiene
Die Händehygiene ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verhütung von Infektionen. Zu den Maßnahmen der Händehygiene gehören Händewaschen, hygienische und chirurgische Händedesinfektion, Pflege und Schutz der Hände sowie das Tragen von Handschuhen.
Voraussetzungen
Die Praxis verfügt über leicht erreichbare Handwaschplätze, die wie folgt ausgestattet sind:
- verlängerte Hebelarmatur zur handkontaktfreien Bedienung für warmes und kaltes Wasser
- handbedienungsfreie Spender mit Handwaschpräparat
- handbedienungsfreie Spender für Händedesinfektionsmittel
- Spender für Einmalhandtücher
- Hautpflegemittel
- ggf. Hautschutzmittel
Die nachfolgenden Empfehlungen gelten für alle in:
- stationären und
- ambulanten Gesundheitseinrichtungen
- sowie in der ambulanten Betreuung pflegebedürftiger Menschen und der pflegerischen Betreuung von Heimbewohnern tätigen Personen, sofern sie in direkten ärztlichen oder pflegerischen Kontakt mit Patienten oder Bewohnern einschließlich der patientennahen Umgebung treten, nach Tätigkeiten mit erhöhtem Kontaminationsrisiko (z. B. Abfallentsorgung, Wechsel der Bettwäsche) oder vor reinen Tätigkeiten (z. B. Bereitstellung von Arzneimitteln, Wäsche u. ä.).
- Ambulante Medizin, nicht invasiv
- Ambulante Medizin, invasiv
- In der Praxis tätige Personen, sofern sie in direkten ärztlichen oder pflegerischen Kontakt mit Patienten einschließlich der patientennahen Umgebung treten, nach Tätigkeiten mit erhöhtem Kontaminationsrisiko (z. B. Abfallentsorgung, Reinigung) oder vor reinen Tätigkeiten (z. B. Bereitstellung von Arzneimitteln, Medikamente u. ä.).
- VOR Bewohner / Patientenkontakt
- VOR aseptischen Tätigkeiten
- NACH Kontakt mit potentiell infektiösen Materialien
- NACH Bewohner / Patientenkontakt
- NACH Kontakt mit Oberflächen in unmittelbarer Umgebung des Bewohner / Patienten
In der Ambulanten Medizin ist die Anwendung des Modells mit der Definition einer direkten und erweiterten Patientenumgebung nicht möglich. Hier erfolgt die Händedesinfektion indikationsbezogen.
- VOR Patientenkontakt (vor intensivem Hautkontakt, zum Beispiel körperliche Untersuchung)
- VOR aseptischen Tätigkeiten (zum Beispiel Injektionen, Punktionen, Verbandswechsel et cetera)
- NACH Kontakt mit potentiell infektiösen Materialien (zum Beispiel Blut, Erbrochenem, Wundsekret, Nasensekret, usw.)
- NACH Patientenkontakt (nach intensivem Hautkontakt, zum Beispiel körperliche Untersuchung)
Die Anwendung des Modells ist immer dann sinnvoll, wenn sich ein Patient für eine Behandlung oder einen Eingriff an einem definierten Ort aufhält (zum Beispiel Dialyseplatz, Endoskopie, Radiologie). Bei dieser Maßnahme werden ausschließlich auf diesen Patienten bezogene Materialien verwendet, welche danach aufbereitet oder entsorgt werden müssen.
Ambulante Dialyse:
Patientenbett beziehungsweise Liegestuhl mit Dialysegerät, alle am Bett verbleibenden persönlichen Utensilien des Patienten sowie alle weiteren, im Verlauf der Dialysebehandlung direkt am Patienten verbleibenden Materialien oder Geräte
Ambulante Endoskopie:
Untersuchungsliege, Endoskop mit Zubehör, eventuell verwendete Beistelltische zur Ablage von Materialien, sowie alle weiteren, im Verlauf der Behandlung direkt am Patienten verbleibenden Materialien oder Geräte
Interventionelle Radiologie:
Untersuchungsliege, eventuell verwendete Bestelltische zur Ablage von Materialien, sowie alle weiteren, im Verlauf der Behandlung direkt am Patienten verbleibenden Materialien oder Geräte (nicht das Röntgengerät, MRT, CT)
Alle anderen Bereiche außer OP, zum Beispiel Eingriffsräume:
Ein Patientenkontakt bezieht sich auf einen medizinischen / pflegerischen Kontakt, im Sinne eines umfassenden oder intensiven Hautkontaktes, bei dem die Intimsphäre des Bewohners nicht mehr gewahrt ist. (zum Beispiel körperliche Untersuchung).
IMS Services hat über „lehrgang.online“ entsprechende Unterweisungen bereitgestellt.
Händewaschen
Warum:
Ziel des Händewaschens ist die Reinigung der Hände zur Entfernung von Schmutz und Verunreinigungen sowie zur Entfernung lose anhaftender Mikroorganismen, sofern diese nicht durch Händedesinfektion abgetötet werden können.
Wann:
Das Händewaschen wird auf ein notwendiges Minimum beschränkt, da häufiges Händewaschen die Hornschicht aufquellen lässt, Hautfette verloren gehen und die Haut austrocknet. Eine verlorene Schutzfunktion kann zu akuten und chronischen Hauterkrankungen führen.
Das Händewaschen ist erforderlich:
- vor Arbeitsbeginn
- ggf. nach Arbeitsende
- nach dem Toilettengang
- nach sichtbarer Verschmutzung
- nach der Händedesinfektion bei Kontakt mit Bakteriensporen oder Parasiten
Wie:
Das Waschen der Hände erfolgt unter fließendem Wasser. Mit dem Ellenbogen wird das hautschonende Handwaschpräparat aus dem Spender entnommen. Die Hände werden eingerieben, unter fließendem Wasser abgewaschen und anschließend mit einem Einmalhandtuch sorgfältig abgetrocknet.
Womit:
Siehe Aushang Händewaschen
Hygienische Händedesinfektion
Warum:
Ziel der hygienischen Händedesinfektion ist es, Krankheitserreger auf den Händen soweit zu reduzieren, dass deren Weiterverbreitung verhindert wird.
Wann:
Die hygienische Händedesinfektion wird - unabhängig davon, ob Handschuhe getragen werden - in folgenden Situationen durchgeführt:
- unmittelbar vor direktem Patientenkontakt, z.B. vor Puls- und Blutdruckmessungen, vor der Untersuchung und Behandlung, vor intensivem Hautkontakt
- unmittelbar vor aseptischen Tätigkeiten, z.B. vor Kontakt mit nicht intakter Haut und Wunden, vor Injektionen, Punktionen, Infusionen, vor Kontakt zu keimarmen/sterilen Materialien
- unmittelbar nach Kontakt mit potentiell infektiösem Material, z.B. nach Kontakt mit Schleimhaut, nicht intakter Haut, nach Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Sekreten, Exkreten, nach Entfernung von Verbänden
- nach direktem Patientenkontakt, z.B. nach Puls- und Blutdruckmessungen, nach der Untersuchung und Behandlung, nach intensivem Hautkontakt
- nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung, z.B. Flächen und Gegenstände, die durch den Patienten kontaminiert sein können
- Besteht die Notwendigkeit, Bakteriensporen oder Parasiten von den Händen zu entfernen, werden die Hände nach der Händedesinfektion gründlich mit Wasser und Handwaschpräparat gewaschen.
Wie:
Womit und wie lange:
Siehe Aushang Reinigungs- und Desinfektionsplan
Chirurgische Händedesinfektion
Warum:
Die chirurgische Händedesinfektion hat das Ziel, die transiente (zeitweilige) Hautflora zu eliminieren und die residente (physiologische) Hautflora in den tiefen Hautschichten soweit wie möglich zu reduzieren.
Wann:
Eine chirurgische Händedesinfektion wird von allen Beteiligten vor jedem invasiven und teilinvasiven Eingriff durchgeführt. Zum Beispiel:
- Eröffnung der Haut- und Schleimhautoberfläche
- Abtragen von oberflächlicher Haut und Schleimhaut
- größere Wundversorgung
- vor Operationen
- vor kleineren invasiven Eingriffen
- vor direktem Kontakt zum OP-Feld und zu sterilen Medizinprodukten/Materialien
Wie:
Hände und Unterarme werden bis zum Ellenbogen mit Handwaschpräparat etwa 30 - 60 Sekunden gewaschen. Dabei sind die Fingerspitzen nach oben gerichtet und die Ellenbogen liegen tief. Ausschließlich Nägel und Nagelfalze werden bei Bedarf mit einer Nagelbürste und Handwaschpräparat gereinigt.
Womit und wie lange:
Siehe Anhang „Reinigungs- und Desinfektionsplan“
Hautpflege
Warum:
Eine intakte und gepflegte Haut an Händen und Unterarmen dient als wirksame Schutzbarriere vor dem Eindringen von Erregern. Zudem lässt sich nur intakte Haut sicher desinfizieren.
Wann:
Wie:
Hautschutz- und Hautpflegemittel werden aus Tuben oder Spendern entnommen.
Womit:
Siehe Anhang „Reinigungs- und Desinfektionsplan“
Hautschutz (Nutzung von Handschutz)
Warum:
Durch das Tragen von Handschuhen werden eine Kontamination der Hände durch Erreger sowie der direkte Kontakt mit schädlichen Substanzen vermieden.
Wann:
Je nach Tätigkeit werden Handschuhe in folgenden Situationen getragen:
- Kontakt mit Körperflüssigkeiten und mit Erregern kontaminierte Materialien
- Durchführung operativer und diagnostischer Maßnahmen
- Umgang mit Chemikalien während Reinigungs- und Desinfektionstätigkeiten
- Aufbereitung von Medizinprodukten
- Entsorgung von Restmüll, Sondermüll, infektiöser Restmüll
- Bei offenen Wunden, oder Hautstellen an den Händen
Wie:
Die Handschuhe werden auf die trockenen Hände angelegt. Das Ablegen der Handschuhe erfolgt so, dass eine Kontamination der Umgebung vermieden wird. Anschließend wird eine hygienische Händedesinfektion durchgeführt.
Womit:
Siehe Anhang „Reinigungs- und Desinfektionsplan“